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Hintergrundinformationen.

Obdachlosigkeit, Wohnungslosigkeit, ungesichertes Wohnen, ungenügendes Wohnen – was ist gemeint? 

Die folgenden Definitionen entstammen der Europäischen Typologie für Obdachlosigkeit, Wohnungslosigkeit und prekärer Wohnversorgung (ETHOS – European Typology on Homelessness and Housing Exclusion, veröffentlicht 2005). Diese Gliederung wird ebenso vom Fonds Soziales Wien (FSW) verwendet.

Obdachlosigkeit

Unter obdachlos versteht man all jene Menschen, die auf der Straße oder an öffentlichen Plätzen wohnen, sich in Verschlägen, Parks oder unter Brücken etc. aufhalten. Als obdachlos gelten auch jene Personen die keinen festen Wohnsitz haben und in Wärmestuben, Notschlafstellen oder ähnlichen Einrichtungen übernachten.

Ungesichertes Wohnen

Menschen, die temporäre Unterkunft bei Freunden, Bekannten oder Verwandten finden ohne einen Hauptwohnsitz oder ein vertragliches Mietverhältnis zu haben, leben in ungesicherten Wohnverhältnissen. Dadurch begeben sich betroffene Personen in Abhängigkeitsverhältnisse. Auch Menschen, die von Delogierung bedroht sind oder Menschen, die in ihren Wohnungen von Gewalt bedroht sind, gehören zu dieser Personengruppe.

Wohnungslosigkeit

Wohnungslos sind Menschen, die in Einrichtungen mit begrenzter Aufenthaltsdauer untergebracht sind in denen keine Dauerwohnplätze zur Verfügung stehen. Dazu zählen z.B. Übergangswohnheime, Asyle und Herbergen, aber auch Übergangswohnungen, Frauenhäuser und Unterbringungseinrichtungen für Asylwerber*innen und Immigrant*innen. Menschen, die in sozial betreuten Wohnhäusern (betreute Wohnmöglichkeit auf Dauer) wohnen, werden als ehemals wohnungslos bezeichnet.

Ungenügendes Wohnen

Als ungenügendes Wohnen wird betrachtet, wenn Menschen in Behausungen leben, die für konventionelles Wohnen nicht gedacht sind (Wohnwägen, Zelte) oder in Wohnprovisorien wie Garagen, Keller, Dachböden und Abbruchhäuser untergebracht sind. Aber auch Menschen, die in überfüllten Räumen wohnen, fallen unter die Kategorie ungenügendes Wohnen.

Zahlen

Offizielle Zahlen zu Obdach- und Wohnungslosigkeit in Österreich sind schwer zu eruieren. Die Statistik Austria erhob 2013, dass alleine in Wien rund 1.000 Menschen auf der Straße leben oder (hauptsächlich in den Wintermonaten) in Notquartieren untergebracht sind. Davon sind schätzungsweise 16 % Frauen, wobei bei diesen Zahlen die Dunkelziffer eine große Rolle spielt. Expertenschätzungen zufolge sind in Österreich insgesamt rund 14.600 Menschen wohnungslos, Tendenz steigend.

Wiener Wohnungslosenhilfe

Die Unterstützung für Menschen in prekären Wohnsituationen in Wien ist komplex, wobei der Vorteil darin liegt, dass für jede Situation die bestmögliche Lösung gefunden werden kann. Gemeinsam mit Kooperationspartnern bietet die im Fonds Soziales Wien (FSW) verankerte Wiener Wohnungslosenhilfe betroffenen Personen Beratung und Betreuung sowie passende Aufenthalts-, Schlaf- und Wohnplätze an. Ziel ist dabei stets die Schaffung einer geeigneten Wohnsituation für ein möglichst selbstständiges Leben. Neben dem FSW gibt es in Wien mehrere private Trägerorganisationen wie die VinziRast und diverse Vinzi-Einrichtungen, die ebenso Nachtquartiere und weitere Anlaufstellen für obdach- und wohnungslose Menschen anbieten.

Der FSW unterscheidet grundsätzlich sein Angebot in folgende Kategorien:

Nachtquartiere / Akutunterbringung

Die Nachtquartiere der Wiener Wohnungslosenhilfe bieten Menschen ohne Obdach unbürokratisch und kurzfristig einen sicheren Schlafplatz in ihrer krisenhaften Situation. Der Aufenthalt in Nachtquartieren ist als Übergangslösung gedacht, bis sich eine längerfristige Wohnform findet. Nachtquartiere sind nur während der Abend- und Nachtstunden sowie am Morgen geöffnet. Über den Schlafplatz hinaus gibt es dort Depots für persönliches Eigentum und in einigen Einrichtungen kleine Imbisse und Getränke. Nachtquartiere stehen allen Menschen offen, die in Wien wohnungs- bzw. obdachlos geworden sind und akut keinen Schlafplatz haben. Für Nutzer*innen fallen 2 Euro/Nacht an. Für eine Unterkunft in einem Nachtquartier ist eine Zuweisung durch ein Tageszentrum oder das P7 (Wiener Service für Wohnungslose der Caritas) erforderlich. Bekannte Nachtquartiere sind das Haus Hermes des Wiener Roten Kreuzes oder das Haus R3 für Frauen und Paare des Arbeiter-Samariter-Bundes Wien.

FSW-Winterpaket: Notquartiere & Wärmestuben

Die Wiener Wohnungslosenhilfe erweitert von November bis April ihre Kapazitäten, damit akut obdachlos gewordene Menschen diese für sie besonders harte Zeit überbrücken können. Diese stehen allen Menschen kostenlos zur Verfügung (Angebote und Anlaufstellen für Flüchtlinge und Asylwerber*innen finden Sie auf der Seite der Wiener Flüchtlingshilfe). Schlafplätze in den vom FSW geförderten Winter-Nachtquartieren werden über das P7 (Wiener Service für Wohnungslose der Caritas) und über die Sozial- und Rückkehrberatung (für obdachlose EU-Bürger*innen) bzw. über die Tageszentren vergeben.

Tageszentren & Straßensozialarbeit

Die Tageszentren bieten allen Menschen ohne Obdach einen Rückzugsraum. Dort können sie sich in einem geschützten Rahmen aufhalten und ausruhen. In vielen Tageszentren besteht die Möglichkeit, Kochgelegenheiten oder Waschmaschinen zu nutzen und Wertsachen zu deponieren. Die Mitarbeiter*innen vor Ort informieren und beraten außerdem zu weiterführenden Angeboten der Wiener Wohnungslosenhilfe. Die Straßensozialarbeit sucht obdachlose Menschen im öffentlichen Raum auf und informiert sie über bestehende Angebote. Das FrauenWohnZimmer und die Gruft der Caritas sowie Das Stern des Wiener Roten Kreuzes sind bekannte Wiener Tageszentren.

Wohnen mit Betreuung

Auf dem Weg in die eigenen vier Wände unterstützt der FSW Einzelpersonen, Paare, Familien und Mütter mit Kindern mit betreuten Wohnangeboten unterschiedlichster Art. Ziel ist es dabei, ein selbstständiges Leben in einer eigenen Wohnung zu ermöglichen. Für Menschen, denen ein eigenständiges Wohnen nicht möglich ist, gibt es auch dauerhafte betreute Wohnplätze. Anspruch auf vom FSW geförderte betreute Wohnangebote besteht bei Menschen, die

– in Wien wohnungs- bzw. obdachlos geworden sind

– in Wien vom Verlust ihrer Wohnung bedroht sind oder keinen Schlafplatz haben und

– die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen bzw. österreichischen StaatsbürgerInnen gleichgestellt sind

– aufgrund ihrer besonderen Lebensverhältnisse eine Vielzahl an sozialen Schwierigkeiten haben und nicht in der Lage sind, diese aus eigener Kraft zu lösen und zu überwinden

– Betreuung beim Wohnen bzw. professionelle Unterstützung bei einer eigenständigen Lebens- und Haushaltsführung benötigen und

– motiviert und bereit sind, ihre Lebenssituation zu verändern.

Die Kosten der Unterbringung für die Betroffenen variieren je nach Leistungsangebot. Für Betreutes Wohnen ist eine Förderzusage des Beratungszentrums Wohnungslosenhilfe nötig.

Bekannte Übergangswohnheime sind das Haus Hernals von „wieder wohnen“, das JUCA (speziell für junge Erwachsene) und das Haus Miriam (nur für Frauen) der Caritas sowie das neunerhaus Billrothstraße und Hagenmüllergasse.

Beispiele in Wien für sozial betreute Wohnheime (Dauerwohnen) sind das Max Winter Haus des Arbeiter-Samariter-Bundes oder das Haus Erna der Heilsarmee Österreich.

Verschiedene Wiener Träger, wie z.B. WOBES, bieten auch mobile Betreuung in der eigenen Wohnung an. Ein neues Modell dabei ist Housing First des neunerhauses, bei dem obdachlose Menschen einen direkten Zugang zu einer eigenen, leistbaren Wohnung mit Betreuung bekommen.

Gesundheitsförderung

Die Wiener Wohnungslosenhilfe bietet sowohl medizinische Grundversorgung als auch psychiatrische Betreuung und Gesundheitsberatung an. Die Nutzung ist für alle kostenlos. Berühmte Beispiele sind der Louise-Bus der Caritas, der ambulant und mobile medizinische Erst- und Notversorgung für obdachlose Menschen leistet sowie die Arzt- sowie Zahnarztpraxis des neunerhauses.